Urwampe bei Katzen - was hat es mit dem Hängebauch auf sich?

Die typische Urwampe befindet sich bei der Katze an der Körperunterseite und erstreckt sich ca. von der Körpermitte bis zu den Hinterbeinen. Liegt die Fellnase auf der Seite, ist der Hängebauch besonders gut zu sehen. Auch beim Gehen schwingt die Hautfalte hin- und her. Je nach Tier mehr oder weniger. Wie groß die Urwampe ist, hängt nämlich von der Rasse, dem Alter und den Sexualhormonen ab. Ägyptisch Mau, Bengalen und Ceylon-Katzen zum Beispiel haben einen besonders ausgeprägten Hängebauch. Andererseits setzen alle Rassen im Alter und nach Kastration Fett an und die Festigkeit des Bindegewebes lässt nach, wodurch der Hautlappen prominenter wird.

Wer der Versuchung nicht widerstehen kann, das überhängende Gewebe, das da so lustig schwingt, mal zwischen die Finger zu nehmen, wird feststellen, dass sich die Urwampe wie ein halbleerer Wasserballon anfühlt.

Das seltsame Gefühl liegt in der Beschaffenheit der Fettschürze begründet. Sie besteht nämlich nur zu einem Teil aus Fett, der Rest ist lose Haut. Und das hat seinen guten Grund. Drei Gründe, um genau zu sein.

Wenn Katzen kämpfen, geht es rund. Und zwar im Wortsinne. Wenn zwei Artgenossen sich bekriegen, erinnert das an eine Mischung aus Ringen und Boxen. Dabei ist der empfindliche Bauch oft exponiert. Dass das gerade die Seite ist, auf die die Stubentiger normalerweise ganz besonders achten, weiß jeder, der seine Katze schon einmal unaufgefordert am Bauch streicheln wollte. Die vehemente Reaktion kommt nicht etwa daher, dass deine Katze besonders zickig ist. Obwohl sie das natürlich sein kann. Vielmehr ist der Bauch eine der am schlechtesten geschützten Stellen am Katzenkörper. Direkt unter der Bauchdecke befinden sich lebenswichtige Organe. Eine der wenigen Schutzvorrichtungen, den diese bei einem Angriff von unten haben, ist das Fettpolster im Hängebauch.

Wenn wir von Fettpolstern sprechen, gehen die meisten von uns innerlich sofort in eine Abwehrhaltung. In einer Zeit, in der ein Mangel an Bewegung und ein Übermaß an Nahrung vorherrschen, führt das Umwandeln der überschüssigen Energie in Fettspeicher schnell zu ästhetischen und gesundheitlichen Problemen. Für Katzen gilt das aber nicht im gleichen Maße. Zumindest nicht für die Ur-Katzen. Bei denen trug die Fettreserve der Urwampe nämlich zum Erhalt der Gesundheit bei. Katzen sind Lauerjäger, die mit einem Sprint mehrere kleine Mahlzeiten am Tag erbeuten müssen. Bleibt der Jagderfolg mehrmals hintereinander aus, verlieren sie mehr Kalorien, als sie zuführen können. Das wird schnell gefährlich, zumal eine geschwächte Katze noch schlechtere Aussichten auf erfolgreiche Beute hat. Im Hängebauch trugen die Tiere sozusagen ihre Notfallration mit sich herum. Das zumindest ist eine Theorie der Wissenschaft. Das Fett konnte bei Bedarf in zusätzliche Energie zurück gewandelt werden. Heutige Hauskatzen hingegen teilen häufig unseren menschlichen Kampf gegen überschüssige Kalorien. Solange sich der Hängebauch aber nicht zu prall anfühlt, ist alles so, wie die Natur es vorgesehen hat.

Eine prall gefüllte Urwampe ist übrigens zu keiner Zeit das Ziel gewesen. In diesem Fall gilt nämlich nicht, je mehr, desto besser. Denn der Hängebauch der Katze war von der Evolution nicht nur als Energiespeicher konzipiert. Ist die Hautfalte nur halb gefüllt, erfüllt sie eine weitere wichtige Funktion. Sie erlaubt es den Tieren, sich beim Laufen und Springen besonders weit auszustrecken. Man kann sich das wie bei einer Hose vorstellen, bei der man den Bund auslassen kann. Was uns um die Taille herum mehr Platz verschafft, hilft Katzen dabei, der Beute mit einem großen Sprung nachzusetzen oder einem Angreifer über ein Hindernis zu entwischen.

Die meisten Katzen entwickeln nach Kastration bzw. Sterilisation einen besonders ausgeprägten Hängebauch. Das hat nicht etwa mit einer schlechten Arbeit des Tierarztes zu tun, der vielleicht die Wunde falsch vernäht hat. Vielmehr stellt der Körper die Produktion von Sexualhormonen ein und verbraucht weniger Energie. Die Folge: Die Tiere nehmen schneller zu, wenn nicht in puncto Ernährung gegengesteuert wird. Das Übergewicht zeigt sich auch an einer prall gefüllten Fettschürze. Das gilt natürlich auch für nicht kastrierte Katzen, die zu viele Kilos auf die Waage bringen.

Die Wampe an sich wird eigentlich nur dann zum Problem, wenn sie so schwer wird, dass sie die Bewegungsfreiheit einschränkt statt zu erweitern. Viel gefährlicher aber sind die Gründe, die den Hängebauch anwachsen lassen.

Übergewicht ist einer der häufigsten Gründe für das prominente Hervortreten der Fettschürze. Fühlt sie sich zu prall an und zeigt dein Stubentiger auch sonst Anzeichen dafür, dass er seine schlanke Linie verliert, musst du aktiv werden. Denn Übergewicht ist an vielen Erkrankungen Schuld. Aber auch nach einer Kastration und im Alter solltest du die Kalorienzufuhr deiner Katze im Blick behalten und dem verminderten Energiebedarf anpassen. Der Schlüssel zum Erfolg ist hier Qualität statt Quantität. Setze auf ein hochwertiges Katzenfutter und achte darauf, es in der richtigen Menge zu füttern. Dein Tierarzt kann dir helfen, den aktuellen Kalorienbedarf deiner Katze zu bestimmen. Mit dem NFE-Rechner kannst du dann checken, ob du mit deinem aktuellen Futter für optimale Verhältnisse sorgst.

Hat deine Katze keine Gewichtsprobleme, aber die Urwampe ist ungewöhnlich groß, prall oder fest? Dann sollte dich dein Weg in nächster Zeit zum Tierarzt führen. Damit du diesem ein umfassendes Bild vom Zustand deiner Katze geben kannst, achte auch auf andere Auffälligkeiten: Ist deine Fellnase teilnahmslos und träge, frisst und trinkt sie anders, sind Fieber, Erbrechen oder Durchfall aufgetreten oder gar Atemnot? Verschiedene Krankheiten können mit einer Veränderung der Urwampe einhergehen:

• Magen-Darm-Probleme
• Würmer
• FIP
• Herzerkrankungen
• Leberprobleme
• Tumore
• innere Blutungen

Die Urwampe ist vielleicht nicht das anziehendste Merkmal deines eleganten Mitbewohners. Doch im normalen Zustand ist sie mit gutem Grund von der Evolution vorgesehen. Der Hängebauch dient als Schutzpolster, Energiespeicher und Geheimwaffe für akrobatische Bewegungskunststücke. Je nach Rasse und Alter können vor allem kastrierte Tiere eine mehr oder weniger ausgeprägte Fettschürze aufweisen. Wichtig ist nur, dass diese weder prall gefüllt noch hart ist. Solange die Hautfalte locker zwischen den Hinterbeinen deiner Katze schwingt, erfüllt sie ihren Zweck.

Hier findest du die am häufigsten gestellten Fragen.

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